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Graf von Andechs und die BRD GmbH

07/08/2014
graf_von_andechs

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Zwischen dem Phantasiestaat „Germanitien“ und der durch kriminelle Aktivitäten aufgefallenen „Justizopferhilfe“ sowie der angeblichen Bürgerkanzlei „Graf von Andechs“ bestehen nicht nur enge Verflechtungen – es handelt sich im Grunde genommen um Auswüchse der gleichen, zwielichtige Organisation:

Im nordrheinwestfälischen Löhne wurde 2012 eine „Botschaft“ von Germanitien mit einer angeschlossenen „Justizopferhilfe“ (JOH-NRW) eröffnet. Inhaber und Vermieter der „Botschaft“ ist Ralf Wachsmuth, der auch im Vorstand der JOH sitzt. Die JOH ist auch Anmelderin der Internet-Domains kanzlei-gva.com und justiz-opfer-hilfe.com, die von einer Bürgerkanzlei v. Andechs genutzt wird. (Psiram-Wiki)

Die „Bürgerkanzlei“ existiert lediglich virtuell, es gibt dort auch keinen „Grafen von Andechs“; vielmehr handelt es sich um einen Spaßtitel, der auf der Internetseite adelstitel-kaufen.com für einen zweitstelligen Betrag erworben werden kann. Überhaupt wird man in der selbsternannten Bürgerkanzlei keinen Rechtsanwalt finden – so schreibt beispielsweise die Berliner Rechtsanwaltskammer:

[…] aus dem bundesweiten Rechtsanwaltsregister ergibt sich, dass keiner der auf den Kanzleibögen aufgeführten Personen Rechtsanwältin oder Rechtsanwalt ist. (ebda.)

Bei der „Bürgerkanzlei Graf von Andechs“ handelt es sich um reine Hochstapelei, letztendlich um Betrug. Entsprechend ist die vorwiegend aus alternden Herren bestehende Truppe, die wechselweise unter den Namen „Germanitien“, „Justizopferhilfe“ oder „Graf von Andechs“ agiert, notorisch gerichtsauffällig.

Seit Juli muss sich Gerhard J. vor einem niederbayerischen Amtsgericht verantworten. Das Viechtacher Tageblatt schreibt:

[…] für den 70-jährigen Angeklagten aus Mittelfranken (ist die Bundesrepublik) ein juristisches Ammenmärchen, das Grundgesetz auch nach der Wiedervereinigung „nicht vom Deutschen Volk gegeben“.

Auf Basis dieses Gesetzeswerkes saß er nun jedoch wegen Missbrauch von Titeln auf der Anklagebank. „Deswegen wollte er zunächst auch die Richterin nicht anerkennen“, schildert der Verteidiger seinen Mandanten, der sich selbst als „Reichsbürger“ sieht. Es geht in dem Prozess um ein Schreiben vom Juli 2013, das im Postkasten des Amtsgerichts landete mit dem Absender „Bürgerkanzlei Graf von A.“. Darin gab Gerhard J. sich als „internationaler Rechtkonsulent“ aus, der für seinen Viechtacher „Mandanten“ eine rechtliche Stellungnahme zu einem Bußgeldverfahren gab. Der ehemalige Unternehmer landete dafür nun selbst vor dem Amtsgericht. Die sogenannte Bürgerkanzlei sei keine offizielle Kanzlei, so die Staatsanwältin, und Gerhard J. auch kein Anwalt.

Der Reichsbürger und Möchtegern-Anwalt Gerhard J. verfügt über ein umfangreiches Vorstrafenregister – Beleidigung in Dutzenden von Fällen! Aus dieser Vorgeschichte heraus liegt bereits ein Gutachten vor, das ihm eine wahnhafte Störung mit querulantischer Entwicklung attestiert.

In Viechtach saßen, wie in Reichsbürger-Verhandlungen üblich, mehrere Gesinnungsgenossen auf der Zuschauerbank. Sie versuchten die Verhandlung zu stören. Die Richterin ließ sich davon nicht irritieren und ordnete ein erneutes Gutachten an, mit welchem möglicherweise festgestellt werden soll, ob § 20 Strafgesetzbuch auf den 70-Jährigen anzuwenden ist:

Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen: Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.

6 Kommentare
  1. vera permalink
    09/08/2014 17:52

    Leider ist inzwischen eine neue, aus den USA stammende Truppe unterwegs, die ebenfalls Staatsleugner sind und sehr ähnlich „argumentieren“: OPPT-I/UV….. Die haben den Müll nun noch mit esoterischem Geschwurbel und der Behauptung garniert, dass für jeden Menschen 5 Milliarden Dollar eingesammelt wurden, goldgedeckt….. (dass es so viel Gold auf dem ganzen Planeten nicht gibt, kratzt die Faktenresistenten nicht im geringsten). Ansonsten: selbe Vorgehensweise wie die Reichsdeppen, inkl. „Querulantenparty“. Bzw. gehen die noch weiter und wollten in Österreich ein „Common-Law-Gericht“ installieren. Dass die Polizei geräumt hat, nur ein weiterer Beweis für das böse System, schließlich hatten die Polizisten keinen „Amtsausweis“ 😉 Vielleicht solltet ihr euch dieser Truppe auch mal annehmen.
    Allerdings ist mir irgendwie klar geworden, durch etliche fruchtlose Diskussionen mit „Gläubigen“: Durch Fakten sind sie nicht zu erschüttern. Die 5 Mia. sind wohl zuuuuu verlockend….;-)

    • Erwin permalink
      16/08/2014 23:01

      Bislang war Österreich ja weitgehend reichsdeppenfrei, wenn mir auch in Wien ein „großer Unterstützer von Peter Fitzek“ bekannt ist – ein Rekurrieren auf das Deutsche Reich würde ja doch den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland mit einschließen, und kaum jemand will das.
      OPPT umgeht das, OPPT ist international[er Blödquark]. Einzelne der Common-Law-Spinner im Waldviertel kenne ich flüchtig – glauben ausnahmslos an eine gigantische Masse von Verschwörungstheorien, haben aber erst kürzlich das Staatsleugner-Sprech („Österreich ist eine Firma“, „Amtsausweis“ etc.) inkorporiert. Anscheinend ist da im Zuge der sogenannten Friedensmahnwachen, die es ja auch in Wien gab, einiges von der deutschen Staatsleugnerszene herübergeschwappt.

      http://www.sonnenstaatland.com/2014/08/03/die-wirren-sektierer-vom-walknerhof/

  2. Susanne permalink
    10/08/2014 22:32

    have a look: http://tinyurl.com/ny4bvy3

    • 15/08/2014 18:07

      Dass Fitzek von seinen – ohnehin halluzinierten – Posten zurückgetreten ist, ist wohl etwas überspitzt formuliert. Dass es im „Königreich Deutschland“ an allen Ecken und Kanten kriselt, ist (außer für seine depperte Anhängerschaft) tatsächlich unübersehbar. Hauptproblem des „Obersten Souveräns“ scheint zu sein, dass er mit seinen Seminaren und sonstigen Nonsens-Aktivitäten kein Geld mehr in die Kassen zu spülen vermag. Deshalb klagt Fitzek, wie viele schon vorab vermutet hatten, jetzt präventiv das „Deutsche Volk“ an – selbiges wäre für das Scheitern des kleinwüchsigen Glatzkopfes verantwortlich, auf keinen Fall er selbst.

      Interessant zu sehen, wie das durchtriebene Kerlchen sich momentan windet…

      • 15/08/2014 18:28

        Nun, wenn man davon ausgeht, dass das Staatsvolk des KRD Teil des deutschen Volkes ist, dann kommt man bei Auslegung des Briefes zu dem Schluss, dass Fitzek abdankt. (Ich weiß, dass dem wahrscheinlich nicht so ist, aber die Schlagzeile war zu schön)

Kommentare sind geschlossen.